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Eine Vision für Frieden im Nahen Osten

und unter den drei Abrahamitischen Religionen

(gleichzeitig eine Antwort auf den „Zusammenstoß der Zivilisationen“)

 

 

 

Der Konflikt im Nahen Osten scheint für das harte Aufeinandertreffen vor allem zweier Kulturkomplexe zu stehen. Aber ein lösungsorientierter Blick zeigt, dass beide dieser Komplexe in den Entdeckungen eines einzigen Menschen gründen, von dem sich drei große Religionen herleiten, nämlich Abraham. Daher hält Abraham den Schlüssel zum Frieden.

Indem ich versuche nachzuzeichnen, was im Ursprung dieser drei Religionen offenbar geworden ist, hoffe ich zeigen zu können, warum sich ihre historischen Wege unterschiedlich entwickeln konnten und auch, dass alle drei Religionen immer noch der Intention ihres Stammvaters entsprechen. Das ist die Basis der folgenden Friedensvision.

 

Der Urheber sowohl der jüdisch-christlichen wie der islamischen Zivilisation:

Gemäß der Bibel und des Koran hat Abraham, ein „Iraker“ aus Ur, vor nahezu viertausend Jahren eine Kulturrevolution angefangen, die bis heute fortwirkt und die ihre entmythologisierende Wirkung inzwischen weltweit entfaltet. Abraham konnte sich vom mythisch-religiös-kulturellen, polytheistischen Hintergrund seiner Vorfahren lösen, weil er in sich selbst einen unmittelbaren Zugang zum Kern der menschlichen Realität wieder entdeckt hat und in ihm die eine Kraft, von der alles stammt. Dadurch fand er nicht nur die schöpferische Kraft als seine Lebensquelle, sondern auch deren Perspektive, nämlich die Perspektive des Ganzen. Und damit konnte er alle Schwierigkeiten seines Lebens auf eine Weise lösen, die für alle Beteiligten Vorteile brachte. Auf diese Weise erlebte er schließlich die Erfüllung seiner Träume. Wie in seiner ursprünglichen Vision wurde er zum Stammvater der damals völlig neuen Tradition des Monotheismus und des Volkes, das sich bis heute als „Gottes eigenes Volk“ betrachtet.

 

Abrahams Nachfahren:

Wie die Bibel nicht müde wird zu beschreiben, haben die Menschen späterer Generationen die Einsicht des Abraham immer wieder verloren. Gegen diesen Verfall wandten sich aber immer wieder Menschen, die an die ursprüngliche Erfahrung des Abraham anknüpften, die „Propheten“. Mit ihnen begannen jeweils wieder neue Phasen echter Religion, also unmittelbarer Wahrnehmung – und damit auch Phasen des kulturellen Aufschwungs, wie nach der Zeit des Moses, des David und der Babylonischen Gefangenschaft.

 

Dann kam Jesus, einer dieser Propheten. Sein Zugang zur Realität, seine Perspektive war die, dass er die schöpferische Kraft, von der alles stammt, als den ursprünglichen „Vater“ wahrnahm, der sich, mehr noch als ein menschlicher Vater es je könnte, um seine Kinder kümmert, der sie von Natur aus reichlich ausgestattet hat und ihnen rechtzeitig alles gibt, was sie brauchen. Alle, die diese Perspektive einnehmen konnten, konnten sich selbst als wahre Kinder Gottes und ihre Mitmenschen als ihre wirklichen Brüder und Schwestern sehen und auch so behandeln, nämlich mitfühlend. So konnte das Reich Gottes auf Erden erscheinen. Indem Jesus diesen besonderen Zugang zum Leben höchst eindrucksvoll präsentierte, wurde er zum exemplarischen „Sohn Gottes“ und unter diesem Titel stand die ganze Tradition, die seine Perspektive weitergab.

 

Nachdem diese Perspektive den völkischen Rahmen des auserwählten Volkes gesprengt hatte und zu einer universellen Religion geworden war, entstand genau daraus in weiten Kreisen aber ein neues Missverständnis, gegen das sich dann ein neuer Prophet wendete: Wenn Jesus als der einzige Sohn Gottes betrachtet wurde, konnten alle anderen Menschen nur noch uneigentliche Kinder Gottes sein. Das sah der neue Prophet, Mohammed. Er bezog sich daher wieder auf Abraham und auf die Unmittelbarkeit seiner Hingabe an diese eine Kraft, die auch er als den Ursprung allen Seins erlebte.

 

Aber auch diese Hingabe [in arabischer Sprache „Islam“], die Mohammed wieder entdeckt hatte, wurde später missverstanden. Sie wurde gedeutet als Unterwerfung unter das jeweils zufällig herrschende kulturelle Regelsystem, also als Unterwerfung unter lokale und temporäre Brauchtümer, solange diese sich auf den Koran beriefen.

 

Die heutige Situation – ein Ergebnis unzureichenden Verstehens:

Und so stehen sich heute drei religiös-kulturelle Regelsysteme gegenüber, die alle für sich beanspruchen, die alleinige und ausschließliche Wahrheit zu bedeuten und die daher die anderen der Unwahrheit bezichtigen. Und das ist der unspirituelle, nämlich der den anderen nicht verstehende und nicht akzeptierende Hintergrund hinter dem „Zusammenstoß der Zivilisationen“.

 

Das Lösungsbild – ein Bild aus der Zeit, in der der Konflikt gelöst ist: ein Heiligtum für alle drei Religionen

Wenn wir den Konflikt lösen wollen, müssen wir an die Quelle der drei Religionen zurückkehren und aus ihrem Blickwinkel in jene zukünftige Zeit schauen, in der der Konflikt gelöst sein wird. Wie werden sich die drei Abrahamitischen Religionen zueinander verhalten? Wie werden sie ihren gemeinsamen Ursprung wertschätzen? Durch welche Symbolik werden sie ihre grundsätzliche Einheit demonstrieren?

Klarerweise werden die Mitglieder einer jeden dieser drei Religionen dann gelernt haben zu sehen, dass die grundlegenden Intentionen der beiden anderen Religionen übereinstimmen mit ihren eigenen Intentionen.

Um Ihnen die Aufgabe zu erleichtern, sich in jene zukünftige Lage zu versetzen, werde ich das Bild der möglichen Lösung, das dort gefunden worden ist, in die Landschaft des heutigen Jerusalem projizieren - denn, gemäß alten Prophezeiungen in allen drei abrahamitischen Religionen wird es in Jerusalem ein gemeinsames Heiligtum für alle Völker geben. Indem ich das Gleichnis der Errichtung eines solchen gemeinsamen Heiligtums erzähle, wird es daher hoffentlich leichter sein, zu sehen, wie diese Lösung erreicht werden kann.

Am Ende dieses Verstehensprozesses, wenn die gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung der drei Religionen erreicht und allgemein akzeptiert ist, kann dieses virtuelle Bild der Lösung sogar physisch realisiert werden in Form einer architektonischen Struktur. Jetzt aber soll das Bild nur Transportmittel für die Botschaft sein.

Der folgende Vorschlag intendiert also nicht, wie es scheinen könnte, die Errichtung eines Gebäudes, er intendiert, Raum zu schaffen für Frieden.

 

Die gegenwärtige Symbolik des Tempelbergs in Jerusalem:

Beginnen Sie bitte mit mir, die Symbolik zu betrachten, die „Haram Ash-Sharif“, der Tempelberg in Jerusalem gegenwärtig darbietet:

Für die Muslime ist das der drittheiligste Ort in der Welt. Von hier aus wurde der Prophet Mohammed in seiner bekannten „Nachtreise“ in die Himmel erhoben. An der Stelle haben die Muslime ihren berühmten Felsendom erbaut.

Zuvor war es der Ort der Tempel des Salomo und des Herodes gewesen. Die Fundamente des Allerheiligsten können dort heute noch besichtigt werden.

Der jüdische Tempel war an dieser Stelle errichtet worden, weil, gemäß der Bibel, dies die Stelle von Abrahams abschließenden Test war. Gott hatte von ihm verlangt, seinen Sohn auf den Berg „Moriah“ zu führen, wie der Platz ursprünglich hieß, und ihn dort zu opfern. Obwohl die heutige Hauptlinie der islamischen Tradition die Geschichte anders erzählt, steht der islamische Felsendom nahezu exakt an der Stelle, an der Abraham seine Bereitschaft manifestiert hat, seinen Sohn zu opfern.

Und nicht zuletzt ist es bezeichnend, dass diese innere Einstellung vollkommener Hingabe des Abraham für den Propheten Mohammed der Archetyp schlechthin war für den Geist des „Islam“.

 

Abraham und die säkularen Juden:

Die Bereitschaft Abrahams, seinen Sohn zu opfern, halten viele säkulare Juden heutzutage für einen Wahn, die Bibel nennt es einen Test. In den Augen dieser säkularen Juden (und der meisten rational eingestellten Menschen des Westens) hat Abraham gerade durch seine Bereitschaft diesen Test nicht bestanden. Die Bibel sagt, er bestand den Test.

Der Unterschied zwischen den beiden Ansichten geht zurück auf die Tatsache, dass die säkulare Gruppe sich bewusst distanziert von der Erfahrung der inneren Führung, die Abraham offensichtlich entdeckt hatte und die ihn bei dieser herzzerreißenden Gelegenheit von seinem letzten Aberglauben befreite – mit dem endgültigen Verschwinden von Menschenopfern als Ergebnis.

Die säkularen Juden können sich nur auf ihre Rationalität stützen – was in jedem Fall einer Führung durch Aberglauben oder durch emotionale Gruppenidentifikation vorzuziehen ist. Aus diesen typischen Auswüchsen nicht verstandener Religion ist seit je her und bis heute immer wieder ungeheures Leid verursacht worden – im Namen der Religion. Für ihre Wachheit, diesen Gefahren gegenüber verdienen es die säkularen Juden (Christen, Muslime, …) als wahrlich genuine Nachfolger Abrahams genannt zu werden, denn in Wirklichkeit folgen sie ihrer inneren Führung sehr genau, die ihnen Wachheit gebietet den Gefahren missverstandener Religion gegenüber. Sie sind aufrichtig und sie setzen sich ein und dafür müssen sie respektiert und wertgeschätzt werden.

 

Abraham, der ursprüngliche Muslim (Christ, Jude) – die Essenz des Islam:

Die Geisteshaltung, die Abraham bei seinem Test an den Tag legte, war ein Zustand wacher Hingabe, des Annehmens der Wirklichkeit als einer Herausforderung. Diese Einstellung der vollkommenen Unterwerfung unter die allumfassende Realität und die kreative Kraft, die sie lenkt – und die daher „Herr“ genannt wird – wird in der arabischen Sprache seit je her „Islam“ genannt. Diese Einstellung hat sich später in der Religion mit dem Namen „Islam“ manifestiert, ist aber natürlich von Anfang an und durchgehend der Geist aller heiligen Schriften. In allen spirituellen Traditionen weltweit ist diese Art der Hingabe bekannt als die einzige Quelle wahren Friedens.

Der Felsendom steht daher an diesem signifikanten Platz als ein Zeugnis für alle Menschen auf diesem Planeten. Er ist eine Dokumentation jener Geisteshaltung, die zuerst das Judentum hervorgebracht hat. Die gleiche Geisteshaltung  wurde viel später bestätigt durch das tatsächlich ausgeführte Selbstopfer Jesu [das natürlich viel tiefer erklärt werden müsste, um seine wirkliche Bedeutung zu verstehen], und wieder später wurde diese Geisteshaltung von dem Geist, der Mohammed inspiriert hat, in den Begriff des „Islam“ gebracht, und erneut bestätigt durch Mohammeds „Auffahrt in die Himmelimm,Hi“ von diesem Ort.

In dieser Weise verstanden, ist „Islam“ die Basis des Judentums, des Christentums und der Religion mit dem Namen „Islam“. Deshalb muss der Felsendom bleiben, wo er steht und da muss er von allen drei Religionen geschützt werden.

 

Die Essenz des Judentums:

Die Juden sind im Wesentlichen „Gottes erwähltes Volk“, hingegeben an die kreative Kraft, die die ganze Welt hervorgebracht hat und die sie immer noch lenkt und die auch die Menschen lenkt. Die Funktion der Juden ist es daher, die Aufgabe ihrer Erwählung zu wahrzunehmen und in der Gegenwart in besonderer Weise darauf zu achten, dass der Respekt vor der innersten Wahrheit der Menschen und der Schöpfung gewahrt bleibt, denn wir Menschen sind immer in Gefahr, einerseits in Emotionen und andererseits in verfestigten Vorstellungen und Ideologien stecken zu bleiben – wie nicht zuletzt der israelisch-palästinensische Konflikt zeigt.

Diese Friedensvision will die Juden daher erinnern an die heutige Bedeutung ihrer Rolle als „Gottes eigenes Volk“: Offensichtlich muss das Volk Gottes, wenn es seine Rolle heute wirklich annimmt, ein Modell sein, das von anderen nachgeahmt werden kann. Das bedeutet, die Juden müssen in der Welt als eine integrative Kraft wirken, die dazu beiträgt, dass die Welt als Ganzes eins werden kann, und die den verschiedenen Völkern hilft, ihren segensreichen Platz in diesem Ganzen zu finden.

Damit sie diese Rolle ausfüllen können, brauchen sie einen Platz, der ihnen einen Überblick ermöglicht, sie brauchen, symbolisch, einen erhabenen Platz. – Hier ist es wichtig anzumerken, dass eine erhabene Position sie nicht moralisch „besser“ macht als andere, aber diese Rolle kann sie dazu bringen, bewusst sensitiv und aufmerksam zu sein – wie sie es offenbar in der Vergangenheit bereits waren, wenn man die überdurchschnittliche Bedeutung der Positionen betrachtet, die sie überall in der Welt einnehmen.

 

Die heute wünschenswerte Funktion und Position eines jüdischen Tempels:

Die Juden träumen davon, dass der Messias einen neuen Tempel errichten wird, wenn er kommt. Da Christen und Muslime nicht weniger ernsthaft an das Kommen des Messias glauben, muss das Kommen des Messias ein und dasselbe sein für alle drei.

Der neue Tempel, den der Messias bringen wird, wird daher in seiner Funktion nicht identisch sein mit den Tempeln der Vergangenheit, die entsprechend den Notwendigkeiten ihrer Zeit errichtet worden sind. Wie vorhergesagt, wird es eher ein vielfältiges Heiligtum für alle Völker sein. Höchstwahrscheinlich wird dieses Heiligtum nicht nur einen jüdischen Tempel enthalten, sondern zumindest auch Heiligtümer der anderen beiden Abrahamitischen Religionen.

Der Platz für „Gottes auserwähltes Volk“ in dieser Konstruktion wird sicherlich hervorragend sein, wie seine historische Rolle hervorragend war. Als ein Symbol der übergeordneten Perspektive, auf die Sein Volk stets hinzielen muss, braucht ein künftiger Tempel daher eine Position, die einen Überblick erlaubt, eine Position „über dem Grund“ - gleichgültig ob dieser Teil des Gesamtheiligtums vom Boden aus unterstützt wird oder ob er schwebt, in Position gehalten durch Arten von „Zeppelins“. Um die Übereinstimmung mit der Intention des Gründervaters Abraham zu zeigen, soll das Allerheiligste über dem Ort seines letzten Tests liegen, also über dem Felsendom – und über den Stellen der Allerheiligsten der vorangegangenen Tempel.

Entsprechend diesem Bild kann die gegenwärtige Oberfläche des Tempelbergs unberührt bleiben – die Gebäude dort werden von „Gottes eigenem Volk“ sogar ganz besonders beschützt werden, weil sie die Hingabe symbolisieren, die die Grundlage ist für alle drei Abrahamitischen Religionen.

 

Nach Aussagen jeder dieser drei Religionen, intendiert der Messias alle Völker zu retten; und er wird sie dazu bringen, dass sie nach Jerusalem kommen, um dort gemeinsam Gott die Ehre zu geben. Anstatt sie zu verurteilen, wird der Messias daher die verschiedenen Formen, die echte Gottesverehrung im Laufe der Geschichte angenommen hat, wertschätzen. Er wird also den permanenten kreativen Wettbewerb von Ideen wertschätzen, der zu den unterschiedlichen Erzählungen und Ausdrucksformen geführt hat, die in den Abrahamitischen Religionen in Reaktion auf die sich ändernden Notwendigkeiten der sich ändernden Zeiten gefunden worden sind.

Gleichermaßen wird er die existierenden Unterschiede respektieren in den Vorstellungen über einen neuen Tempel. Daher werden in seinem neuen Tempel alle diese Ansichten repräsentiert sein – einschließlich sogar der Ideen derer, die überhaupt keinen Tempel haben wollen. Auch für sie muss es ein Tempel der Toleranz sein – wie für die verschiedenen anderen Religionen, so auch für die Vielfalt innerhalb des Volkes Gottes selbst.

So schwer es auch sein mag für orthodoxe Juden, sich ein derartiges Bild vorzustellen, das kein Vorbild hat in der Halacha, könnten sie doch wohl beraten sein, es zu versuchen – und wenn nur als Visualisations-Übung mit dem Ziel, den Weg zu ebnen für die Überraschungen, die der Messias mit Sicherheit bringen wird. Es könnte dem Messias helfen, wenn wir und den neuen Tempel als ein komplexes virtuelles Gebäude vorstellen, vergleichbar mit der Komplexität des Heiligen Grabes – weil die ganze Wahrheit niemals enthalten sein kann in einem einzelnen Segment. Nur in einer Vielfalt kann das Eine wahrhaft symbolisiert werden.

Und das ist der Punkt, an dem die symbolischen „zwölf“ „Stämme“ wiederkehren und sich manifestieren in der Vielfalt dieses neuen Symbols. Durch diese Vielfalt wird Israel wieder eins und gleichzeitig werden alle Völker in ihm eins mit der Welt und mit der Kraft, die sie lenkt, denn nun sind alle frei, ihrem eigenen Pfad zu folgen, was immer der sein mag, wenn er nur ihrer innersten Wahrheit entspricht.

Sobald die Juden dieses Bild eines erhabenen Tempels visualisieren können, werden alle drei Religionen fähig sein, sich ihr gemeinsames Heiligtum an dem prophezeiten Platz vorzustellen – und dann können sie kommen ...

 

Der christliche Teil der Vision:

Im Wesen läuft das Christentum darauf hinaus zu sagen, dass „der Christus“ als der exemplarisch manifestierte „Sohn von Gott“ die Achse der Welt darstellt, die gleichzeitig den Weg in den Himmel anzeigt. Und weil Jesus selbst sich vorzugsweise „Menschensohn“ genannt hat – und das ist es, was seine wahren Nachfolger zu werden streben –, so ist die Achse dieses Projekts die menschliche Achse, die Achse der Menschlichkeit.

Diese Achse wird in dem architektonischen Modell dargestellt, indem der Felsendom an der oberen Plattform gespiegelt wird – auch als ein Symbol der Himmelfahrt des Propheten Mohammed von dieser Stelle. So wird diese virtuelle Achse die Gedanken der Menschen um die Frage kreisen lassen, was wahre Menschlichkeit bedeutet. Sie wird ihnen helfen, Führung aus ihrer innersten Wahrheit zu empfangen, ihr schöpferisches Potential zu nutzen und zu vertrauen, im Geist der Hingabe, denn es ist nicht ein Privileg einiger Weniger, sich in jenen Geisteszustand einzustimmen, den Abraham, Jesus und Mohammed selbst verwirklicht und empfohlen haben. Diese Möglichkeit ist, nach übereinstimmender Aussage aller Abrahamitischen Religionen, persönlich jedem Menschen angeboten.

Das ist die historische Rolle des Christentums. Und wie zuvor mit den Rollen des Islam und des Judentums kann nun auch das Christentum von beiden anderen Religionen wertgeschätzt werden – und zwar ohne dass die Juden bekehrt werden müssten zu der Auffassung, dass Jesus „der Messias“ war, und ohne dass die Muslime glauben müssten, dass Gott nur einen Sohn hat. Alle brauchen nur akzeptieren, was die Bibel über die Erschaffung des Menschen sagt, nämlich dass die schöpferische Kraft den Menschen „nach ihrem Bild“, „als eine Kopie von sich selbst“ erzeugt hat, was bedeutet, dass Gott sich in den Menschen manifestiert und dass es möglich ist, seine Manifestation wahrzunehmen und aus dieser Wirklichkeit heraus zu leben.

Architektonisch zeichnet das Christentum in dem Gesamtheiligtum ein Kreuz, bestehend aus seiner Plattform und der senkrechten Achse, die die Verbindung zwischen Himmel und Erde symbolisiert und gleichzeitig die Auferstehung Jesu und die Himmelfahrt des Propheten Mohammed. Der Platz der Christen hängt buchstäblich vom Platz der Juden ab, auch um anzuzeigen, dass die christliche Offenbarung von der des alten Volkes Gottes abhängt.

 

Die Schlussfolgerung:

Auf diese Weise ist jede der drei Religionen dargestellt in ihrer relativen Position zu den anderen und gleichzeitig kann jede als ein voll gültiger und in sich ausreichender Weg gesehen werden, die ganze Fülle der Beziehung zwischen dem Menschen und der schöpferischen Kraft zu realisieren – und auf diese Weise können sich alle drei Religionen aneinander erfreuen. Gegenseitiger Respekt wird dann ganz von selbst da sein.

Die Konsequenz wird Kooperation sein und eine neue Form von Integration, in der jeder Teil seine Identität bewahren wird, ohne etwas aufgeben zu müssen oder ohne einem anderen etwas  wegzunehmen, und in der die Unterschiede nicht bekämpft zu werden brauchen, weil jeder Teil durch sie bereichert wird.

Natürlich wird auch etwas wegfallen. Aber das, was wegfällt, ist nur die künstliche Überhöhung des Selbstbewusstseins von Menschen, die glauben, allein im Besitz der Wahrheit zu sein. Was wegfällt ist der Wahn, besser zu sein oder gar alles töten zu dürfen, was nicht den eigenen Vorstellungen entspricht.

Was bleibt ist das, worum es in jeder Religion immer schon und in erster Linie geht: Der Mensch, der sich als etwas Göttliches erkennt und wertschätzt und der seine Mitmenschen ebenso betrachtet und behandelt.

Und dahin führen dann ungetrübt die traditionellen Wege, auch ohne ständig daran zu erinnern, dass sie erst zusammen das große Bild ergeben.

 

 

Lieber Leser:

Da alle drei Religionen das Kommen des Messias erwarten, muss jede von ihnen sich in einer Einstellung des Friedens und der gegenseitigen Wertschätzung üben. Damit wir diese Einstellung leichter erreichen können, schlage ich vor, das architektonische Symbol der Einheit zu betrachten, das ich beschrieben habe.

 

 

 


Als Zusammenfassung und Überblick, ein Diagramm:

Die spirituelle Beziehung zwischen den drei Abrahamitischen Religionen und deren symbolisch-räumliche Zuordnung bezogen auf den Tempelberg und einen gewünschten Neuen Tempel in Jerusalem:

 

 

 

Zur Vertiefung lesen Sie bitte:

 

Eine Ursachenanalyse zum Nahost-Konflikt

 

Hier geht es weiter zum vollständigen Skript des 90-minütigen TV-Gesprächs zwischen hochrangigen Vertretern der drei Abrahamischen Religionen in Deutschland

 

Eine didaktische Aufbereitung der Thematik zum Einsatz an Oberstufen von Realschulen und Gymnasien